Selbstverständnis Out of Action
Wer Widerstand leistet gegen bestehende Herrschaftsverhältnisse ist häufig mit Repression konfrontiert. Diese kann viele verschiedene Gesichter haben: gewalttätiges Vorgehen der Polizei, juristische Kriminalisierung, Überwachung oder Einsperrung. Ebenso vielfältig sind die negativen Folgen von Repression oder auch von Konfrontationen mit Nazis: neben leicht greifbaren Auswirkungen wie einer blutigen Nase oder finanzieller Belastung durch Prozesskosten gibt es auch weniger offensichtliche Auswirkungen wie emotionalen Stress bis hin zu einem psychischen Trauma.
Diese Auswirkungen sind durchaus gewollt: Über die Traumatisierung Einzelner soll allgemein von politischem Widerstand abgeschreckt werden, indem ein Gefühl von Handlungsunfähigkeit und Ohnmacht gegenüber staatlicher Herrschaft erzeugt wird. Die Betroffenen ziehen sich häufig aus der Bewegung und auch aus ihrem persönlichen Umfeld zurück, wenn sie keine Unterstützung bei der Bewältigung des Erlebten erhalten.
Die Emotionale Erste Hilfe-Gruppe Out of Action kämpft gegen diese Effekte von Gewalt und Repression und für einen offenen, solidarischen Umgang miteinander.
Wir bieten Unterstützung von Aktivist_innen für Aktivist_innen. D.h. wir sind keine Expert_innen für das Thema „Trauma“, sondern uns hat unsere politische Arbeit zusammen gebracht. Wir glauben, dass Menschen immer Expert_innen ihrer eigenen Situation sind. Wir möchten Informationen zum Thema zugänglich machen und bei der Bewältigung schwieriger Situationen unterstützen. Unser Ziel ist dabei, uns selbst überflüssig zu machen.
Wir sprechen uns gegen Leistungsdenken und eine Kultur der Härte aus, welche uns auch innerhalb von emanzipatorischen Bewegungen immer wieder begegnen. Auch die Individualisierung von psychischen Problemen unter Verkennung der gesellschaftlichen Ebene ist ein typisches Phänomen im Kapitalismus, das auch in unseren politischen Zusammenhängen nach wie vor verbreitet ist.
Als Anti-Repressionsgruppe schließen wir eine Kooperation mit Repressionsorganen kategorisch aus. Die Gespräche, die wir mit Ratsuchenden führen, sowie deren Inhalte behandeln wir absolut vertraulich. Wir haben den Anspruch, in unseren eigenen Zusammenhängen bestehende Hierarchien abzubauen und rassistische, sexistische und andere diskriminierende Strukturen aufzulösen. Des Weiteren sind wir keine Dienstleister_innen, sondern wir entscheiden individuell, ob wir bei einem bestimmten Event vor Ort sind bzw. Gruppen und Personen unterstützen; dazu gehören aber keinesfalls Nazis, Rassist_innen, Antisemit_innen, Sexist_innen und andere Vertreter_innen antiemanzipatorischen Verhaltens.
Out of Action, der Name unserer Gruppe, beinhaltet für uns unsere eigene Herangehensweise, sowie gemeinsam erarbeitete Grundlagen und Standards, auf die wir uns geeinigt haben.
Wir freuen uns, wenn andere bzw. ihr am Thema Trauma arbeitet, Emotionale Erste Hilfe anbietet etc. Wir unterstützen euch gerne bei der Gründung einer Gruppe, geben Workshops und Infoveranstaltungen. Wenn ihr Teil der bundesweiten Out of Action-Struktur werden wollt, wendet euch bitte an uns! Ansonsten bitten wir euch, für eure Gruppe einen anderen Namen zu wählen, da Out of Action ein individueller Gruppenname und kein Label ist, gleichbedeutend mit jeglicher Repressionsarbeit auf emotionaler/psychischer Ebene.
Wir wünschen uns, dass unser Anliegen aufgegriffen und weiterverbreitet wird, um den Mechanismen der kapitalistisch organisierten Gesellschaft, die wir ablehnen, weiterhin den Boden zu entziehen!
Für ein solidarisches Miteinander!